Teufelskreis der Armut und Behinderung
Von insgesamt einer Milliarde Menschen, die weltweit von einer Behinderung betroffen sind, leben 80% in einem Land des globalen Südens. 20% der ärmsten Menschen auf der Welt sind von einer Behinderung betroffen. Und nur 10% der Kinder mit Behinderung erhalten in Ländern des globalen Südens die Möglichkeit, zur Schule zu gehen, um aus dem Teufelskreis aus Armut und Behinderung auszubrechen. Als Hilfsorganisation an der Seite von Menschen mit Behinderung weiß Handicap International genau, worum es geht – und mischt sich ein.
Die neunjährige Renane verlor ihr linkes Bein und erhielt von Handicap International eine Prothese, Haiti. | © William Daniels / Handicap International
Teufelskreis der Armut und Behinderung
Entwicklungszusammenarbeit will Menschen die Freiheit geben, ihr Leben selbstbestimmt und eigenverantwortlich zu gestalten. Dies kann jedoch nur dann geschehen, wenn die weltweite Armut verringert und allen Menschen, unabhängig davon, ob sie eine Behinderung haben oder nicht, die Chance auf Gesundheit, Bildung, Arbeit und Teilhabe gegeben wird und man für ihre Rechte einsteht. Geschieht dies nicht, enden Betroffene in einem Teufelskreis der Armut und Behinderung, aus dem sie ohne Hilfe kaum mehr ausbrechen können.
Behinderung führt zu Armut
Sopheak ist seit ihrer Geburt gehörlos. Mit sechs Jahren freute sie sich wie die anderen Kinder aus dem Dorf auf ihren ersten Schultag. Ihre Mutter brachte sie damals zur Schule, aber wegen Sopheaks Behinderung wurden sie sofort wieder weggeschickt.
Sopheak ist kein Einzelfall. Ohne Schulbildung kann Sopheak, wie so viele andere Menschen mit Behinderung, keinen Beruf erlernen. Und ohne Beruf ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass Sopheak in Armut leben und weiteren existentiellen Bedrohungen ausgesetzt sein wird.
Behinderung führt nicht nur zu Armut, sondern Armut verursacht auch Behinderungen. Aus diesem gefährlichen Kreislauf entstehen neue oder andere Behinderungen.
Armut führt zu Behinderung
Sanukanchi wuchs in einem kleinen Dorf auf. Ihre Eltern bemerkten nicht, dass der rechte Fuß ihres Babys stark deformiert war. Da ihr Klumpfuß nie behandelt wurde, belastete das Mädchen beim Laufen immer nur eine Seite. Alles verschlimmerte sich, als zusätzlich ihr gesunder Fuß verletzt wurde und auch jetzt die finanziellen Mittel fehlten, um Sanukanchi zu behandeln: „Meine Mutter hatte kein Geld für einen Arzt und die Wunde infizierte sich. Am Ende musste man meinen Fuß amputieren, um mein Leben zu retten.“
Die Schicksale von Sopheak und Sanukanchi zeigen, wie schwierig die Situation für Menschen mit Behinderung in einem Land des globalen Südens sein kann und dass Inklusion in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Arbeit und Recht hier unerlässlich ist, um weitere Schicksale dieser Art zu vermeiden.