Landminenverbot: Eine zivile Kampagne verändert die Welt
1997 wurde das Landminenverbot von 122 Ländern beschlossen: das erste internationale Übereinkommen, das auf Initiative der Zivilgesellschaft zustande kam. Seither werden die menschenverachtenden Waffen kaum mehr eingesetzt und die Opferzahlen gingen stark zurück. Handicap International hat als Gründungsmitglied der „Internationalen Kampagne für das Verbot von Landminen“ (ICBL) entscheidend zum erfolgreichen Abschluss des Ottawa-Vertrags beigetragen. Jetzt müssen wir uns besonders für die Überlebenden engagieren.
Thun Channareth und zwei weitere Campaigner nehmen an einer der Schuhpyramiden von Handicap International teil - öffentlichkeitswirksame Aktionen für das Landminenverbot. | © John Rodsted
Da Landminen bei der kleinsten Berührung explodieren können, stellen sie tagtäglich eine Gefahr für die Bevölkerung dar – noch Jahrzehnte nach einem Konflikt. Wir haben in unseren Projektländern gesehen, welche verheerenden Schäden Anti-Personen-Minen anrichten. Sie verstümmeln Menschen und behindern den Wiederaufbau und die Entwicklung ganzer Regionen. Deshalb gründeten wir 1992 mit fünf weiteren Organisationen die „Internationale Kampagne für das Verbot von Landminen (ICBL)“ und führten die Zivilgesellschaft zu einem großen Sieg: 1997 unterzeichneten 122 Staaten in Ottawa das Landminenverbot. 1997 erhielt die Kampagne den Friedensnobelpreis. Dieser würdigt auch den unermüdlichen Einsatz von Handicap International.
Diese „Konvention über das Verbot von Anti-Personen-Minen“ ist das erste internationale Waffenverbot, das dank des Engagements einer zivilen Kampagne zustande kam. Heute sind bereits über 160 Länder dem Ottawa-Vertrag beigetreten. Dadurch verpflichten sie sich dazu, keine Anti-Personen-Minen mehr zu verwenden, zu lagern, herzustellen und weiterzugeben. Zudem haben sie die Aufgabe, Landminen in betroffenen Gebieten zu räumen und Mittel für die Opferhilfe bereitzustellen. [Lesen Sie hier den Wortlaut des Ottawa-Vertrags]
Wie alles begann: Eine Kampagne aus Kambodscha erobert die Welt
Thun Channareth lebt in Kambodscha, einem der meist verminten Länder der Welt. 1982 überlebt er einen schweren Unfall mit einer Anti-Personen-Mine, der ihn beide Beine kostet und ihn aus seinem gewohnten Leben reißt. Damals war es für den jungen Familienvater unvorstellbar, wie es – gefesselt an einen Rollstuhl – weitergehen soll. Doch dann fasst er neuen Mut und gründet in seiner Heimat eine Kampagne gegen Landminen. Im Jahr 1997 ist er es, der stellvertretend und voller Stolz den Friedensnobelpreis für die internationale Kampagne in Empfang nehmen darf. Bis heute setzt sich Thun im Namen der ICBL vorbildhaft für ein weltweites Ende von Minen ein. Er ruft alle Regierungen dazu auf, das Landminenverbot zu unterzeichnen und weiter umzusetzen. Dafür engagieren wir uns gemeinsam mit ihm.
Bisherige Erfolge und weitere Herausforderungen des Ottawa-Vertrags:
- Das Minenverbot hat eine drastische Senkung der Opferzahlen bewirkt.
- Nach der Minenräumung können die Menschen wieder ihre Felder bestellen, sich frei bewegen und so ihr Überleben sichern.
- Rund 50 Millionen gelagerte Anti-Personen-Minen wurden seit 1999 zerstört.
- Offizielle Armeen setzen Anti-Personen-Minen fast nicht mehr ein.
- Dies zeigt, dass das Minenverbot auch für die Nicht-Unterzeichner-Staaten eine abschreckende Wirkung hat.
- Noch sind über 60 Länder von Anti-Personen-Minen betroffen.
- Anti-Fahrzeug-Minen (Anti-Panzer-Minen) sind vom Landminenverbot ausgenommen, obwohl auch sie Menschen töten.
- Erklärtes Ziel der Vertragsstaaten von Ottawa ist es, dass alle Länder bis 2025 minenfrei sind.
- Aktuelle Zahlen finden Sie in diesem Faktenblatt zu weltweiten Landminen-Situation.
Die Überlebenden sind auf unsere Unterstützung angewiesen
Auch wenn es durch das Minenverbot gelingt, dass bis 2025 alle Länder minenfrei sind – hunderttausende Überlebende kämpfen mit den Folgen ihrer Verletzungen und brauchen Unterstützung – meist ihr Leben lang. In unseren Projekten bieten wir ihnen medizinische Versorgung und Rehabilitation. Zudem unterstützen wir die Menschen dabei, sich eine eigene Existenz für sich und ihre Familie aufzubauen.
Mit unserer Arbeit verfolgen wir einen ganzheitlichen Ansatz:
- Aufklärung der Bevölkerung über die Gefahren
- Minenräumung
- Zerstörung von Lagerbeständen
- Opferhilfe
- Einsatz für die Belange der Betroffenen: Wir machen uns in der globalen Politik stark und sprechen für die Opfer.